Im Zeichen der Pandemie – Raumentwicklung zwischen Unsicherheit und Resilienz

Am 01. und 02. Juli 2021 soll in Mannheim der Kongress 2021 der ARL - Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft stattfinden. Die diesjährige Veranstaltung trägt den Titel: Im Zeichen der Pandemie – Raumentwicklung zwischen Unsicherheit und Resilienz. Bis zum 15.02.2021 können Beiträge hierfür eingereicht werden.

HINTERGRUND UND THEMA
Mit Blick auf die aktuellen und künftigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie müssen zahlreiche Aspekte der Raumentwicklung neu betrachtet werden: Soziale und sozialräumliche Ungleichheiten verschärfen sich, Gesundheitsschutz wird politisch sehr hoch gewichtet, andere Belange treten in den Hintergrund. Homeoffice und Telearbeit werden für bestimmte Berufsfelder flächendeckend zur neuen Realität und das Mobilitätsverhalten hat sich verändert. Zugleich bleiben die ökologischen Herausforderungen weiter zentral und es treten verschärft gesellschaftliche und wirtschaftliche Konflikte auf, die es in ihren räumlichen Auswirkungen zu verstehen gilt. Ein Fokus liegt dabei auf Fragen des Umgangs mit Unsicherheiten und Resilienz: So ist auf der Handlungsebene die Frage elementar, wie man mit den unsicheren Entwicklungen eines Pandemiegeschehens umgehen kann, insbesondere im Hinblick auf mögliche Maßnahmen und deren Wirkungen. Zugleich zeigen sich räumliche Unterschiede in der Resilienz auf allen Maßstabsebenen und in allen Handlungsfeldern, die mitgedacht werden müssen. Die Pandemie stellt alle Menschen vor große Herausforderungen. Welche Chancen ergeben sich durch sie?


LEITFRAGEN

  • Umgang mit Unsicherheiten: Wie gehen die Akteure der Raumentwicklung mit Unsicherheiten um? Wie können wirksame raumbezogene Handlungsstrategien für den Umgang mit einer Pandemie entwickelt werden, wenn die Parameter und Wirkungszusammenhänge unklar bzw. umstritten sind?
  • Resilienz und Vulnerabilität: Wie resilient oder vulnerabel sind gesellschaftliche und wirtschaftliche Systeme sowie soziale Infrastrukturen, insbesondere die Gesundheitsversorgung? Welche räumlichen Unterschiede können beobachtet und wie können diese erklärt und abgebaut werden?
  • Räumliche Gerechtigkeit: Wie kann eine sozial gerechte Verteilung räumlicher Funktionen und Chancen umgesetzt werden? Wie sind Belastungen räumlich verteilt? Inwieweit trägt die räumliche Planung mit ihren Instrumenten zum Ausgleich und zu sozialer Gerechtigkeit bei?
  • Räumliche Maßnahmen: Welche Maßnahmen und Strategien zur Eindämmung der Pandemie werden auf den unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen (Kommunen, Regionen, Länder, Bund) ergriffen? Inwieweit sind diese effektiv und verhältnismäßig?
  • Akteure und Prozesse: Vor welchen Herausforderungen stehen Gesellschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft? Wie werden Entscheidungen über räumliche Maßnahmen getroffen? Inwieweit verändern sich raumbezogene Politik und Governance vor dem Hintergrund der Pandemie? Wie verändern sich Diskurse und wer prägt diese?
  • Transformationsprozesse: Inwieweit sind die beobachteten Phänomene kurz-, mittel- und langfristig von Bedeutung für die räumliche Planung und Entwicklung? Inwieweit wirkt die Pandemie als Katalysator für Prozesse? Welche Chancen ergeben sich aus der Pandemie hinsichtlich der Gestaltung eines transformativen Umdenkens und Umsteuerns, auch für die räumliche Planung?

Wir bitten darum, mindestens eine der oben genannten Leitfragen aufzugreifen und Ihren Beitrag in
einem der vier folgenden Themenfelder zu verorten. Die Beschreibung der Themenfelder dient als
erste inhaltliche Orientierung. Wir freuen uns auf eigene Fragen und Perspektiven!


THEMENFELDER

1. Gesellschaft und soziale Gerechtigkeit
In diesem Themenfeld stehen Resilienz und Vulnerabilität der Gesellschaft sowie Fragen sozialer
Gerechtigkeit im Mittelpunkt. Dabei geht es zum einen um räumliche Ungleichheiten und ihre
Bedeutung für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen. Zum anderen geht es um Fragen der
Effektivität und Verhältnismäßigkeit räumlicher Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie,
welche zugleich epidemiologischen Erkenntnissen als auch gesellschaftlichen Bedürfnissen
Rechnung tragen sollten.

2. Mobilität und Wirtschaft
Durch „Physical Distancing“, „Lock-downs“ oder Grenzschließungen haben sich die Wirtschafts- und
Arbeitswelt sowie das räumliche Mobilitätsverhalten stark gewandelt: Virtuelle Kommunikation hat
massiv zugenommen, die globale Produktion und Verteilung bspw. von medizinischen Produkten
führte zu Versorgungsengpässen sowie Konflikten und einige Branchen (z.B. Tourismus, Luftfahrt,
Einzelhandel, Gastronomie, Kunst und Kultur) stehen vor immensen wirtschaftlichen Problemen.
All diese Veränderungen in den Verkehrs- und Wirtschaftsströmen sollen nicht nur in ihren
räumlichen Wirkungen, sondern auch in Relation zu ihren gesellschaftlichen und ökologischen
Folgen betrachtet werden.

3. Öffentliche Gesundheit
Im Fokus des Pandemiegeschehens und der politischen Entscheidungen stehen die öffentliche
Gesundheit sowie die Gesundheitsinfrastrukturen. Dabei ist sowohl die Leistungsfähigkeit
bestehender Systeme (wie Krankenhäuser und Gesundheitsämter) als auch deren
Anpassungsfähigkeit in einem sich dynamisch ändernden Pandemiegeschehen von Bedeutung.
Zudem stellt sich die Frage, welche räumlichen Maßnahmen sich für den Erhalt der öffentlichen
Gesundheit und den Umgang mit der Pandemie bewährt haben.

4. Ökologie und Umweltgerechtigkeit
Gesunde Lebens- und Umweltbedingungen tragen zur öffentlichen Gesundheit bei und sind deshalb
gerade auch in Zeiten der Pandemie von gesellschaftlicher Bedeutung. In diesem Themenbereich
richten wir daher den Blick auf Aspekte des Umwelt- und Naturschutzes, auf Auswirkungen auf die
Umwelt, die durch tradierte Lebensweisen entstehen, aber auch durch Veränderungen des
Lebensstils aufgrund der Pandemie, wie z.B. Zunahme des Plastikmülls, Abnahme des Flugverkehrs
etc., sowie auf Aspekte der Umweltgerechtigkeit, also der sozial gerechten Verteilung natürlicher
bzw. umweltbezogener Ressourcen und Belastungen. Außerdem fragen wir danach, ob und wie die
Pandemie einen transformativen Wandel zur Nachhaltigkeit im Sinne gelebter Suffizienz begünstigt
oder untergräbt.

Die Themenschwerpunkte des ARL-Kongresses 2021 erfordern einen disziplinübergreifenden Diskurs verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen wie auch die fachkundige Beteiligung von
Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis in Planung, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und
Gesellschaft. Wir möchten zugleich Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ermutigen, sich zu bewerben. Alle, die sich inhaltlich angesprochen fühlen, schicken bitte ein Abstract des geplanten Beitrags

bis zum 15.02.2021 an kongress@arl-net.de

Ihr Abstract sollte

  • max. 2.500 Zeichen (ohne Leerzeichen) umfassen,
  • die zentrale Fragestellung, Thesen und Schlussfolgerungen sowie einen aussagekräftigen Titel beinhalten,
  • auf mindestens eine der Leitfragen explizit Bezug nehmen und
  • einem der vier Themenfelder zugeordnet sein.

Mit Unterstützung einer Expertengruppe unter dem Vorsitz des Generalsekretärs der ARL, Prof. Dr. Rainer Danielzyk, werden die eingegangenen Beiträge begutachtet und ausgewählt. Die ausgewählten Referentinnen und Referenten werden bis zum 15. März 2021 über das Ergebnis des Auswahlprozesses informiert. Je Beitrag wird jeweils für eine Referentin/einen Referenten die Teilnahmegebühr des Kongresses erlassen, zudem erstattet die ARL die Reise- und Übernachtungskosten gemäß Bundesreisekostengesetz.

Inhaltliche Fragen zum Call for Papers richten Sie bitte an
Dr. Martin Sondermann,
Geschäftsstelle der ARL,
sondermann@arl-net.de
Tel. 0511 34842-23.

Weitere Informationen zur ARL unter www.arl-net.de